Versuch 3.4
Feuchtemessung (radiometrisches Verfahren mit Neutronen)
Grundlagen
Schnelle Neutronen, die in
ein feuchtes Produkt eintreten, werden durch Streuung an den Wasserstoffkernen
abgebremst. Die Konzentration der langsamen Neutronen dient als Maß für den Feuchtegehalt des Produkts und
wird mit einem Neutronendetektor erfaßt. Neben dem freien Wasser trägt auch der
an das Produkt chemisch gebundene Wasserstoff zum Meßeffekt bei. In den meisten
Fällen ist dieser Anteil konstant und durch die Kalibrierung berücksichtigt.
Schwankende Produktschüttdichten können durch eine zusätzliche
Durchstrahlungsmessung kompensiert werden. Die Messung wird nicht von
Temperatur, Druck, pH-Wert, Körnung oder chemischer Zusammensetzung des
Produkts beeinflußt. Das Meßsystem läßt sich einfach bei vorhandenen Behältern
ein- oder anbauen und verfügt über ein großes Meßvolumen. Prinzipiell sind zwei
Meßanordnungen möglich.
Meßanordnung als
Bunkersonde Meßanordnug als
Oberflächensonde
Bezeichnung von Neutronen:
Weil bei Neutronen je nach
Energie unterschiedliche Effekte zu beobachten sind, werden zusätzliche
Bezeichnungen verwendet. Thermische Neutronen haben Energien bis 0,4 eV. Im
Mittel beträgt ihre Energie 0,025 eV. Das Entspricht einer Geschwindigkeit von
etwa 2200 m/s.
Das epithermische Gebiet
liegt etwa zwischen 0,4 eV und 50 keV. Bei Energien bis 1 MeV spricht man von
mittelschnellen Neutronen. Neutronen mit einer Energie über etwa 1 MeV werden
als schnelle Neutronen bezeichnet.
Energie
0,4 eV 50 keV 1 MeV
thermisches Gebiet I
epithermisches Gebiet I mittelschnell I
schnell
Aufbau der Präparate zur Erzeugung von Neutronen:
Bei den Präparaten handelt
es sich um Zylinder von ca. 20 mm Durchmesser und 20-30 mm Höhe (siehe Abb).
Sie enthalten 241Am in Form von Oxyd vermischt mit Be-Pulver. Sie
sind entweder gepreßt oder bei 1400 °C gesintert. Die gesinterten bieten eine
höhere Sicherheit, liefern jedoch eine geringere Neutronenemission. Der
radioaktive Stoff ist doppelwandig umschlossen. Beide Hüllen bestehen aus nicht
rostendem Stahl und sind durch Argon - arc - Verschweißung verschlossen.
Reaktion im Gemisch der
Quelle:
Detektoren für Neutronen:
1. Lithium Glas
Szintillationskristalle: NWW nahezu 100%
für langsame Neutronen.
2. BF, Proportionalzählrohre: Einfacher Aufbau, jedoch geringe Empfindlichkeit für langsame Neutronen und geringe Ausgangsspannung. Trotz einer Arbeitsspannung von 2000V beträgt die Ausgangsspannug nur einige Millivolt.
3.
He-3 Zählrohre: Die Funktion von 3He-Zählrohren
beruht auf
der Kernreaktion: 3He + n 3H + p + E + 764 keV.
Das zu messende Neutron löst beim Auftreffen auf einen 3He-Atomkern eine Kernreaktion aus, bei welcher ein Proton und ein Triton entstehen. Gemessen wird die lonisierung, die durch die sekundären, als Ionen vorliegenden Teilchen verursacht wird. E bedeutet die kinetische Energie des einfallenden Neutrons. Die Mindestenergie, die bei dieser
Kernreaktion auftritt, beträgt 764 keV. Diese Reaktion ist möglich für thermische und subthermische Neutronen.
Die sehr hohe
Neutronenempfindlichkeit von 3He-Zählrohren beruht darauf, daß der
Wirkungsquerschnitt für Neutroneneinfang mit s = 5400 barn sehr hoch ist
(zum Vergleich: für 10B 4200 barn), vor allem aber können 3He-Detektoren
mit Drücken bis über 10 atm gefüllt werden, während 10BF3-Zählrohre
bis etwa 2,5 atm gefüllt werden können.
Die Füllung der Zählrohre
erfolgt erst nach strengen Dichtigkeitsprüfungen des Zählrohrkörpers sowie des
gesamten Füllsystems. Das 3He-Gas wird in höchstreiner Qualität
verwendet, dem eine kleine Menge von Löschgas zugesetzt wird, durch welches u. a.
metastabile Zustände der Edelgasatome beseitigt werden. Der Löschgaszusatz
bewirkt eine erhebliche Verbesserung der Betriebsdaten eines 3 He-Zählers, so
kann die Gasverstärkung so weit gesteigert werden, daß die Amplituden der
Detektorimpulse genügend hoch über Störimpulsen und Rauschimpulsen des
Verstärkers liegen. Zusätzlich kann der Füllung noch Krypton zugesetzt werden.
Spektrum
Ein typisches
Impulshöhenspektrum für thermische Neutronen:
Der hochenergetische Peak
(1) entspricht einer völligen Absorption des Protons und des Tritons im
empfindlichen Gasvolumen (keine Wandeffekte).
Die Ausdehnung des Spektrums
zu niederen Energien hin (2) ist bedingt durch Wandeffekte ( lonisationsspuren
verlaufen nicht völlig im Gas).
Das Auftreten einer „Minimalenergie" (steile Flanke am unteren Ende des Teilchen-spektrums (3) kann man sich folgendermaßen erklären: Wegen des Impulserhaltungssatzes werden Proton und Triton unter 180° emittiert, wobei das Proton 3/4, das Triton 1/4 der kinetischen Energie erhalten. Wird nun ein thermisches Neutron in unmittelbarer Nähe der Wand eingefangen, so wird mit 50 % Wahrscheinlichkeit das Proton in Richtung Wand und das Triton in das Gas hineinfliegen. Die Energie des Maximums bei (3) liegt in der Tat bei etwa 1/4 derienigen des Peaks (1). Im „Tal“ (4) liegen die wenigsten Impulse und hier muß die untere Diskriminatorschwelle liegen, wenn alle Neutronenimpulse gezählt werden sollen. Bei einem guten Zählrohr ist dieses Tal sehr ausgeprägt, denn der Bereich (5) enthält nur Störimpulse, deren Ursache Gamma- Strahlung und Rauschen des Vorverstärkers sind.
Die Halbwertsbreite des
Peaks (1) gilt als Qualitätsmerkmal eines 3He-Zählers, auch wenn er
nicht für Spektroskopie benutzt wird.
Beimischung von Krypton
Durch den Zusatz von Krypton
wird die Reichweite der ionisierenden Teilchen so weit verkürzt, daß die
Wandeffekte nur noch eine kleine Rolle spielen und man schließlich bis über 90%
der gesamten Impulse in den Peak (1) hineinschiebt. Demzufolge wird es möglich,
die Diskriminatorschwelle ohne allzu großen Empfindlichkeitsverlust nach oben
zu schieben, wodurch insbesondere die Gamma - Empfindlichkeit erheblich
reduziert wird.
Anwendungsbeispiele der Feuchtebestimmung in der Industrie bei:
1.Glassand Erreichbare
Genauigkeit: ± 0,1 % Feuchte.
2.Koks Erreichbare
Genauigkeit: ± 0,5 % Feuchte.
3.Sintererzmischungen Erreichbare Genauigkeit: ± 0,3 % Feuchte.
4.Keramische Massen Messung am Rundbeschicker. Erreichbare Genauigkeit: ± 0,3 % Feuchte.
5.Betonmischung Am Auslauf des
Feinsandsilos. Erreichbare Genauigkeit:
± 0,3 % Feuchte.
6.Holzschnitzel Holzschnitzelsilo
Erreichbare Genauigkeit. ± 1,5 % Feuchte.
Das
Neutronenfeuchteverfahren ist nicht geeignet für organische Materialien mit
schwankendem Wasserstoffgehalt in der Trockensubstanz (Steinkohle).
Alternative Verfahren:
a) Das kapazitive
Meßverfahren
b) Mikrowellenverfahren Resonator-
Reflexions-
Transmissions-
c) Die Infrarot-
Reflexionsmethode
Aufgaben: Es sind Messungen an der Säule siehe
Versuch
3.7 durchzuführen.
Reichweite der langsamen Neutronen